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4:30 Uhr. Morgens. Wieso ist es hell? Wer hat das Licht angemacht???
Gestern Abend haben wir ja schon festgestellt, dass um ziemlich genau 17:00 die Sonne ihren Dienst einstellt. Aber dass sie direkt in der Frühschicht um 04:30 wieder loslegt, damit hätten wir nicht gerechnet.
Zum Glück schaffen wir es, noch einmal einzuschlafen. Ja, der Flug steckt uns noch immer in den Knochen.

Gastgeschenk Nummer 1:
Heute soll es erste einmal nach Tokyo reingehen. Unsere Mitbringsel für die Biobäcker Schomaker im Herzen von Tokyo dürften sich in den nächsten Wochen eher knotraproduktiv auf unsere Rücken auswirken. DAher haben wir kurzerhand beschlossen, heute schon einen kurzen Zwischenstopp in Tokyo einzulegen und dieses Extragepäck an den Empfänger zu übergeben. Daher müssen wir es aus den Tiefen des Rucksacks an die Oberfläche befördern. Natürlich hat es das Brotpapier nicht unversehrt nach Japan geschafft. Auf dem letzten Flug ist die Wolle einmal geknickt worden. Naja, der Schaden hält sich in Grenzen.
Manu geht es nicht schnell genug und sie beschwert sich, dass ich rumtrödele – aber 17 Kilo Gepäck wollen erste einmal umgeschichtet werden! Außerdem schaffen wir es ohne Probleme zurück zum Flughafen. Unser Transfershuttle erreicht das Hotel um 10:30 Uhr (und es wäre im schlimmsten Fall eine Stunde später noch einmal hier angekommen).

Erste Zugfahrt ab Flughafen:
Ungestresst und pünktlich kommen wir wieder am Flughafen an. Sieht im Hellen nicht viel anders aus als im Dunkeln. Jedoch geht es diesmal in den „Keller“. Und unsere erste Rolltreppe redet mit uns 🙂 Wir wissen zwar nicht, was sie uns sagt, aber trotzdem ist es ein interessantes Erlebnis. Endlich am Bahnhof des Flughafens angekommen stellt sich uns jedoch eine entscheidende Frage: Verdammt, welche Zugesellschaft nehmen wir?
Glücklicherweise finden wir direkt einen Schalter der JR-Line. Und dort spricht man auch direkt Englisch. Also alles halb so wild mit der Verständigung.
Und da wir sehr gut vorbereitet sind, haben wir natürlich die Adresse der Bäckerei im Internet gefunden. Im Stadtteil Ookayama in Tokyo (laut Internetseite im Westen Tokyos). Gar nicht so schwierig zu finden. Eigentlich. Das gespräch lief in etwa wie folgt ab:

Wir: Guten Tag, wir möchten gerne nach Tokyo-Ookayama.
JR: Sie möchten nach Okayama?
Wir: Genau. Wir würden danach gerne nach Hakone weiter.
JR: Soe wollen von Tokyo nach Okayama und dann nach Hakone?
Wir: Genau. Aber wir wollen nur eine Stunde in Ookayama bleiben.
JR: Aber Sie fahren den ganzen Tag dorthin.
Wir: Das kann nicht. Wir wollen nur kurz jemanden besuchen und dann direkt weiter.
JR: Sie wollen nur kurz jemanden besuchen? Die Fahrt alleine kostet aber schon 170 Euro.
Wir: Bitte? Da muss ein Missverständnis vorliegen, wir wollen nach Tokyo Ookayama.
JR: Von Tokyo nach Okayama.
-Patrick kramt den Zettel hervor-
Wir: Hier wollen wir hin.
JR: Ach so, nach Ookayama.
Wir: Ja, aber das sagen wir doch.

Im Nachhinein ist dieser Dialog schon irgendwie witzig. Was ein O und eine falsche Aussprache alle bewirken kann. Uns war zu diesem Zeitpunkt gerade nicht nach Lachen zumute. Zum Glück hat uns der Preis und die Zeit stuzig gemacht – sonst wär es diret am ersten Tag schonmal quer durch Japan gegangen!

Ankunft am Oprt unserer Sehnsüchte:
Die Reise im Narita Express zum Bahnhof von Tokyo verlief ohne Probleme. Die Weiterreise über die Metro gestaltete sich auch nicht allzu schwierig, da wir einen der lesbaren Stationspläne erwischt haben. Glücklicherweise kann man die Automaten auf Englisch umstellen, so dass auch das Ticket schnell gezogen ist. Und weiter geht die Reise: In den Westen von Tokyo. Spätestens auf dieser Fahrt merken wir, wie groß Tokyo ist. Die Reise dauert eine gefühlte Ewigkeit.
Doch dann ist es so weit. Endlich erreichen wir unser Ziel. Leider haben wir uns noch nicht an das Gewicht unseres Gepäcks gewöhnt und die Sonne brennt uns förmlich auf die Köpfe. Die Beschreibung zur Biobäckerei ist verständlich und so machen wir uns auf, vorbei an unserem ersten FamilyMart, immer tiefer hinein nach Ookayama. Nach ca. 20 Minuten erreichen wir die Biobäckerei Schomaker. Nach deutschen Maßstäben trifft es der Begriff „gemütlich“. Klein, aber fein. Mit unseren Rucksäcken haben wir schlagartig den kompletten Verkaufsraum ausgefüllt.
Die Verkäuferin ist äußerst zuvorkommend und freundlich. Sie weiß auch sofort, wer diese seltsamen Touris sind, die da mit Sack und Pack aufgelaufen sind. Leider ist unserer direkter Kontakt, Nobutaka, derzeit nicht da. Er ist – so erfahren wir – die Reste vom Oktoberfest einsammeln.
Moment, Oktoberfest? Im April? In Tokyo? Ja, so ist es, und wir haben es um einen Tag verpasst (ebenso wie die Kirschblüte, die zwei Wochen vorher zu bestaunen war).

Unser erster Japanischer Imbiss:
Wir dürfen unser Gepäck in der Backstube lassen und machen uns auf die Suche nach etwas Essbarem. Schließlich ist es auch schon Mittag. Auf dem Hinweg sind wir an einem Schnellimbiss vorbeigekommen, an dem es köstlich roch. Was auch immer es dort gab, dort wollen wir wieder hin. Also gehen wir zurück (sind ja gerade erst gekommen) und finden den Laden auch prompt wieder: Curryreis. Lecker und billig. Leider – wie sich später rausstellt – nicht strikt vegetarisch. Aber für Manu war eh klar, dass sie innerhalb der nächsten drei Wochen die Definition von vegetarisch etwas ausweiten muss.
Hier treffen wir auch zum ersten mal auf die ausgefallenen Schiebetüren: Sie öffnen sich erst, wenn man einen Druckkontakt in der Mitte der Tür betätigt. Gar keine so dumme Idee, um das ewige Auf und Zu der Türen zu unterbinden, wenn jemand vorbeiläuft.
Nach der leckeren Speise versuchen wir unser Glück noch einmal und gehen zurück zur Bäckerei. Nobutaka ist noch immer nicht da. In guter alter Adventure-Manie erkunden wir noch einmal die Seitenstraßen. Einmal um den Block und siehe da: Wir werden mit dem typisch japanischen Grußwort „Hallo“ empfangen 🙂 Ja, hier sind wir scheinbar richtig.

Unsere erste Visitenkarte:
Wir haben ja schon viel darüber gelesen und jetzt solls endlich so weit sein: Wir tauschen unsere ersten Visitenkarten aus. Ich glaube, wir haben alles richtig gemacht: Mit beiden Händen übergeben und würdigen geprüft, bevor wir sie dann in unser Visitenkarten-Etui gesteckt haben.
Nobutake zeigt uns voller Stolz (zurecht!) sein kleines Reich. Er erzählt uns, warum er ausgerechnet in Tokyo eine Biobäckerei Schomaker eröffnet hat und wie die Akzeptanz siner Mitmenschen gegenüber dem herben Brot ist.
Voller Vorfreude übergeben wir unserer Gastgeschenk speziell für Nobutaka: Laut deutschen Biobäckerei Schomaker-Gründer mag Nobutaka vor allem Pils und Alt. Und da wir vom Niedderrhein kommen und somit auf das heimische Diebels und König Pilsener zurückgreifen können, gibt es je eine Flasche von dem Gebräu. Zusammen mit Haribo Goldbären (die gut ankommen) und Haribo Salinos (welche verhalten ankommen – anscheinend mag Nobutake kein Lakritz). Die Freude war japanisch verhalten, aber spürbar.
Natürlich bekommt auch Nobutakas nette Angestellte unser erstes Gastgeschenk der Marke „typisch deutsch“ (9 verbleiben).
Als Abschluss den gelungenen Tages kaufen wir natürlich noch einige Brötchen und etwas vom Brot. Vor allem hat es uns die Deutsch-japansiche Kreation: Roggenbrötchen mit Walnuss-Azuki-Füllung.
Da es nun schon einigermaßen spät ist, verabschieden wir uns und machen uns wieder gen Tokyo Hauptbahnhof auf. Nicht jedoch, ohne vorher eine Einladung zum Stammtisch zu bekommen, wenn wir „dauerhaft“ in Toyko Station machen.

Aufbruch ins Große Abenteuer: Shinjuku (2-größter Bahnhof weltweit)
Nach unserer Ankunft in Shinjuku kehrt die erste Hilflosigkeit ein: Unsere Ankunft erfolgt am Süd-Ausgang – doch wo zum … ist der Ost-Ausgang??? Scheinbar machen wir einen extrem verlorenen Eindruck, dann ein junger Einheimischer nimmt uns an die Hand und geleitet uns im Marsch durch den Bahnhof zum Ost-Ausgang. Ohne diese Hilfe wäre das sicherlich ein nervenaufreibendes und zeitraubendes Unterfangen geworden. Da wir uns so über die Hilfe freuen gibt es auch prompt das 2. Gastgeschenk für den freundlichen Herrn (8 verbleiben).
In dem Irrglauben, nun endlich dort zu sein, wo wir hinwollen suchen wir den Bahnhof ab. Doch der zweite Anflug der Verzweifelung lässt nicht lange auf sich warten: Wo ist das Hakone Service Center?
Nach der ersten Anfrage an der Bahnhofsinformation hechten wir die Treppe hinauf und gehen nach rechts (wie uns gesagt wurde). Wohlgemerkt mit dem immer schwerer werdenden Gepäck auf dem Rücken. weit und breit kein Service Center zu sehen.
Also wieder zurück. Anfrage Nummer zwei an der Bahnhofsinformation. Ernüchternde Auskunft: Zurück und raus aus dem Bahnhof. Die erste Auskunft war nicht falsch, wir haben nur den Augang im oberen Bereich zwischen den Verkaufsständen nicht finden können. Inzwischen haben wir gefühlte 40 kg auf dem Rücken.
Nach eine guten Stunde des Herumirrens im Bahnhof erreichen wir um 18:10 Uhr das ersehnte Service Center der Bahnlinie – mit halb-geschlossener Jalousie und dem Hinweisschild bis 18:00 geöffnet! Irgendwie hat der Tag entspannter angefangen.
Ein verzweifelter Blick unter der Jalousie hindurch bewirkt wunder: Die Jalousie wird nun ganz heruntergelassen. Zum ersten Mal kommt etwas Panik auf. Unser Hotel ist gebucht. So weit, so gut. Dummerweise liegen zwischen uns und dem Hotel noch 100 km.
Angesichts der fortgeschrittenen Stunde werden wir mutig und sprechen wahllos uniformierte Bahnhofsbeamte an. Glücklicherweise hat der Schalter nebean noch geöffnet und kann uns helfen. Fix ein Ticket gekauft, die Frage, ob wir das Harkone-Sorglos-Ticket haben wollen mit nein beantwortet und die Beine in die Hand nehmen, um den Zug noch zu erreichen. Immerhin haben wir unsere erste erfolgreiche Sitzplatzreservierung durchgeführt (das wird in jedem Reiseführer empfohlen). Wir stellen allerdings fest, dass die Englischkenntnisse abnehmen.

-Bearbeiten-
Wagennummer erreicht, Wagen betreten…ei, wer sitzt denn da auf unserer Reservierung: Mickey.
In höflicher Manier entschuldigt sich Mickey, gibt den Platz frei und wir tauschen uns aus:
Mickey ist ein älterer, aktiv Tennis spielender Herr mit ausgezeichneten Englischkenntnissen und einer Leidenschaft für Steffi Graf. Erst tauscht man sich, dann Gastgeschenke aus wir bekommen „typisch Japanisches“ Brot, er „typisch Deutsche“ Süßigkeiten (Noch 7 übrig).
Zweite Visitenkarte ausgetauscht. Alle Dinge müssen Enden – so auch die nette Unterhaltung … Mickey verlässt den Zug an der nächsten Station.
Die freundlich lächelnde Dame schräg vor uns stürmt herbei – mit Geschenken. Nun sind wir stolze Besitzer unseres ersten Origami-Sets und zweier Miniatur -Porzellan-Deko-Sandalen.
Nach einer kurzen Einweisung (auf Japanisch) halten wir unsere ersten selbstgemachten Origami-Figuren in der Hand. Dann naht die nächste Station. Gerade noch rechtzeitig erhält die nette Dame – ein Namensaustausch fand im Eifer des Gefechts nicht statt – ein Gastgeschenk (macht nach Adam Riese 6 Verbleibende), dann verlässt sie den Zug und winkt uns zum Abschied strahlend zu.
Eine halbe Stunde später erreicht der Zug Hakone – Endstation. Erst trödelt Patrick, dann quängelt Manu, dann fährt ein Bus davon. Wir witzeln – der wohl letzte für heute. Nah dran – es sollte der Vorletzte sein. Nächste (und letzte) Abfahrt: 21:08 Uhr – ein netter Herr im angrenzenden Reisebüro druckt uns den Fußweg aus und geleitet uns zur richtigen Busstation.
Mittlerweile ist es gefühlt tiefste Nacht – alles ist schwarz und wird von Lichtern erhellt. Es wird kalt und windig – dabei war es in Tokyo gerade noch Sommer.
Endlich kommt der Bus, schnell einsteigen und los geht sie, die wilde Achterbahnfahrt durch die Berge – 20 Minuten Schikanen, Serpentinen und ein Busfahrer im Rausch der Geschwindigkeit. Das Gepäck macht sich selbständig – der Mageninhalt dank akut eingenommener Reisetablette nicht. Die halten nix aus, diese Touries. Ankunft an der Zielbushaltestation: 20:30 … Moment … wo ist das Hotel? Eine nette junge Dame teilt uns mit, wir können Sie ein Stück begleiten. Und so geht es flinken Schrittes den Berg weiter hoch. Wir glauben, sie will uns davonlaufen, also schneller hinterher … das Marschgepäck gibt uns den nötigen Schwung. Die letzten 500 Meter gehen wir alleine und erreichen gerade noch pünktlich 10 Minuten nach Checkin-Schluss unser Hotel. Anmeldung ausfüllen, Zimmer aufsuchen, umfallen, schlafen. Guter Plan. Zunächst muß Manu jedoch noch einmal das hauseigene Onsen aufsuchen. Ein tolles Erlebnis:
(HIER MANUS ERLEBNIS HIN)
Inzwischen ist es 23 Uhr, die Augen werden schwer. Leider stellen wir fest, dass das Jetlag sich nicht unbedingt durch Schlaflosigkeit definiert. Plötzliche Wellenbewegungen des Bettes lassen Schwindel aufkommen – zum Schluß siegt die Müdigkeit. Teilweise.

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